Schulpartnerschaft überwindet Grenzen!
17.12.2006

Augencamp 2006 in Chautara/Nepal

Am schönsten war der Moment, in dem die Operierten das erste Mal ihre Klappe von ihrem Auge genommen bekamen. Wir wurden so oft gesegnet, sahen eine Frau vor Freude tanzen, Menschen in die Gesichter ihrer Verwandten schauen und das Bergpanorama hinter der Stadt bewundern.

 Das war unglaublich ergreifend!


Wir haben so viel Dankbarkeit empfangen und hatten so viele schöne Augenblicke, die wir gern mit allen geteilt hätten, die uns unterstützt und dieses Projekt mit finanziert haben! Denn ohne die zahlreichen Teilnehmer am Nepallauf und die vielen Spenden wäre das alles so
 nicht möglich gewesen. Danke!

Bei unserem Besuch in Gati im Jahr 2005 fiel uns auf, dass verhältnismäßig viele Dorfbewohner Augenprobleme haben. Besonders bedrückend war der Anblick der Menschen, die gänzlich erblindet und somit völlig vom alltäglichen Leben isoliert sind.
Uns wurde erklärt, dass es sich um den Grauen Star handelt, der in Entwicklungsländern weit verbreitet ist. Eine Ursache sind Mangelerscheinungen aufgrund der vitaminarmen und einseitigen Ernährung. In Nepal hat zudem die intensive Sonneneinstrahlung während der Trockenzeit in Verbindung mit der Höhenlage vieler Orte starken Einfluss.
Mit einer relativ einfachen Operation kann den Betroffenen geholfen werden. Der größte Teil der Erkrankten aber kann die Kosten für die Operation nicht aufbringen und ist somit auf die Unterstützung Dritter angewiesen.

Die Joy Foundation Nepal organisiert in enger Zusammenarbeit mit dem in Kathmandu ansässigen Tilganga Eye Centreetwa 10 Augencamps pro Jahr. Diese ermöglichen erblindeten Menschen die notwendige Operation, die sie sich normalerweise nicht leisten könnten. Da das Team, bestehend aus qualifizierten Ärzten des Eye Centres, Mitgliedern des Roten Kreuzes und freiwilligen Helfern, ehrenamtlich arbeitet, entstehen nur die Kosten für medizinische Versorgung, Transport und Verpflegung der Patienten. So kann eine Operation für ca. 24 US-Dollar durchgeführt werden.

Wir setzten uns das Ziel, ein solches Augencamp im Oktober 2006 zu finanzieren. Unser Hauptprojekt war dabei der Nepallauf im Juli, bei dem etwa 600 Läufer durch ihre Teilnahme das Anliegen unterstützten. Mit diesen Einnahmen und zahlreichen Spenden gelang es uns, den erforderlichen Betrag von etwa 4.600 Euro auf das Konto der Joy Foundation zu überweisen.
Im Rahmen unserer Nepalreise 2006 hatten wir dann die Gelegenheit, selbst bei „unserem“ Augencamp in Chautara dabei zu sein und uns aktiv zu beteiligen. Unsere Aufgabe war es, die Patienten mit Essen zu versorgen und ihnen vor und nach der Operation Augentropfen zu verabreichen. Wir durften auch ihren Weg entlang der einzelnen Stationen vom Augentest über die Narkose bis hinein in das Operationszimmer begleiten. Die Ärzte erklärten dabei jeden Vorgang genau und hatten immer ein offenes Ohr für unsere Fragen. So konnten wir gut nachvollziehen, wie so eine Operation abläuft und wirkt.

Der Arzt macht zuerst einen Schnitt in die Hornhaut. So gelangt er in das Innere des Auges, wo er vorsichtig den vorderen Teil der Kapsel öffnet und den harten Kern aus der Linse entfernt. Mit einem winzigen Instrument saugt er dann die weiche Linsenrinde ab, wobei der Kapselsack in seiner Form erhalten bleibt. Im Anschluss wird eine intraokulare Linse (IOL) implantiert. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit erhält der Patient innerhalb von nur 2-3 Tagen nach der Operation seine volle Sehkraft zurück. Außer der kurzzeitigen Verwendung von Augentropfen ist keinerlei umfangreiche Nachsorge erforderlich.

 

Als wir wenige Tage später den Berg nach Gati hinaufstiegen, begegneten wir einer Frau, die eine uns wohl bekannte Augenklappe trug. Im Dorf angekommen trafen wir einen Mann, dessen zwei Augenklappen herabhingen, weil die kleinen Löcher zum Durchsehen ihm einfach nicht ausreichten. Er strahlte und sah auf die gegenüberliegenden Berge, die er so lange nicht mehr gesehen hatte. „I can see!“ – der wahrscheinlich einzige englische Satz, den er kann und den man beim Augencamp als Antwort auf die Frage der amerikanischen Ärzte so oft gehört hat.
Allen fünf an Grauer Star erkrankten Bewohnern Gatis und 23 Menschen aus dieser Region konnte das Augenlicht zurückgegeben werden. Insgesamt wurden 175 Nepalesen teils an einem, teils an beiden Augen operiert.
Die Menschen in Gati sind stolz darauf, dass sie der Anlass für uns waren ein solches Augencamp zu finanzieren. Die Aktion hat das Dorf im ganzen Land bekannt gemacht.

Autor:

Nima Tshering Lama

Projektkoordinator in Nepal